Besuch im Wazapark – 15.08.2005

Eine Giraffe
Eine Giraffe

Wir hatten Besuch aus Deutschland, und der sollte ja auch einmal ein paar wildlebende Tiere in freier Wildbahn sehen. Ausserdem hatten immer noch nicht alle Familienmitglieder die Gelegenheit, Elefanten im Park zu sehen. So entschlossen wir uns also zu einem Ausflug in den Wazapark.

Der Wazapark ist ein Tierreservat, es darf dort also nicht gejagt werden, es gibt aber auch keine menschlichen Ansiedlungen und Felder dort. Die Tiere werden zwar beobachtet, aber nicht gefüttert oder sonstwie versorgt. Die Tiere sind, was ihre Nahrung angeht, Selbstversorger, und werden innerhalb der Parkgrenzen in Ruhe gelassen.

Bis zum Wazapark sind wir von Maroua aus etwa zwei Stunden unterwegs. Leider regnet es, was aber in der Regenzeit durchaus normal ist (siehe Regenwerte vom 15.08.2005 in unserer Tabelle mit den Niederschlägen). Überhaupt ist die Regenzeit nicht der ideale Zeitpunkt für einen Besuch im Park, da das Grass hoch steht und die Sicht auf die Tiere erschwert.

Strasse nach Waza - in der Regenzeit.
Strasse nach Waza - in der Regenzeit.

Die Landschaft zeigt ein völlig anderes Gesicht als in der Trockenzeit. Alles ist grün und der Himmel bewölkt. Es gibt nicht nur gleissende Sonne und harte Schatten, sondern ein angenehm diffuses Licht.

Rinderherde auf der Strasse
Rinderherde auf der Strasse

Gelegentlich kreuzt eine Herde Rinder unseren Weg. Die Hirten lassen ihre Tiere gern an den Strassenrändern weiden, denn in der Regenzeit sind überall Felder, in denen die Rinder natürlich nicht willkommen sind.

Eingang des Wazaparks
Eingang des Wazaparks

Schliesslich kommen wir am Eingang des Parks an. Wir machen eine kleine Pause, und bezahlen unsere Eintrittsgebühren. Ausserdem müssen wir einen Führer an Bord nehmen, der uns den Weg im Park zeigen und uns natürlich möglichst zu den Tieren führen soll.

Das Auto wird als Beobachtungsstand genutzt.
Das Auto wird als Beobachtungsstand genutzt.

Der Schlagbaum wird für uns geöffnet, und wir fahren in den Park. Die Parkgrenzen bestehen übrigens nicht aus Zäunen, sondern die Tiere dürfen ungehindert ein- und ausgehen. Lediglich an den wenigen Zufahrtsstrassen sind Schlagbäume und Parkwächter.

Recht bald stossen wir auf eine erste Herde von Giraffen, an die wir aber nicht richtig herankommen. Ein Stück weiter finden wir eine weitere Herde, und hier sind die Geländeverhältnisse günstiger. Wir können bis auf ca. 150 Meter heranfahren, und steigen aus unserem Geländewagen. Bewaffnet mit Fotoapparaten, Filmkamera und Ferngläsern pirschen wir uns näher heran, und beobachten eine dreiviertel Stunde lang die Tiere. Wir zählen 34 Tiere in dieser Herde, inklusive einiger Babygiraffen.

Drei Giraffen
Drei Giraffen

Nachdem wir die Giraffen ausgiebig beobachtet haben, wird es ihnen zu bunt, und uns reicht es auch langsam. Die Tiere ziehen weiter, und auch wir setzen uns wieder in unser Auto, um nach Elefanten zu suchen.

Noch mehr Giraffen
Noch mehr Giraffen

Wir kurven eine ganze Weile durch den Park, der Führer zeigt mal hierhin, und mal dorthin. Die Wege sind kaum zu erkennen, da das Grass recht hoch steht. Ab und zu fahren wir durch Wasser, aber der Untergrund ist stets ausreichend fest.

Fussabdruck eines Elefanten, daneben Timons Fuss.
Fussabdruck eines Elefanten, daneben Timons Fuss.

Wir sehen interessante Vögel, aber auch Damalisken (Damaliscus lunatus). Lediglich die gesuchten Elefanten verstecken sich irgendwo, obwohl wir recht frische Fussabdrücke und Elefanten-Dung finden.

Irgendwann zeigt der Führer wieder auf einen kleinen Weg, den wir fast nicht gesehen hätten. Wir folgen diesem Weg etwa 200 Meter durch das hohe Grass, als das Auto plötzlich im Matsch festsitzt. Vorn und hinten dreht jeweils ein Rad durch, an ein Herauskommen ist so nicht zu denken.

Der festgefahrene LandCruiser im Regen
Der festgefahrene LandCruiser im Regen

Zwischen dem hohen Grass steht das Wasser fast bis zu den Trittbrettern, und der Untergrund ist völlig aufgeweicht. Lediglich zur Hecktür unseres LandCruisers kann man noch aussteigen, ohne gleich bis zu den Knien im Wasser zu stehen.

Unser Führer schlägt mit Hilfe unseres Buschmessers ein paar Äste von einem Busch, und versucht, sie unter die Räder zu schieben. Doch sind seine Bemühungen erfolglos.

Nach einer ganzen Weile hören wir ein anderes Fahrzeug in der Nähe. Unser Führer rennt auf den Hauptweg zurück, um dieses Auto anzuhalten. Die Leute sind skeptisch, uns helfen zu können. Und tatsächlich: Bei dem Versuch, uns wieder auf festen Boden zu ziehen, wird unser Bergegurt ruiniert, aber unser Auto rührt sich nicht. Wenigstens können wir mit Hilfe ihres Telefons (Netzbetreiber MTN) den Posten am Tor anrufen, damit er uns Hilfe schickt. Unsere eigenen Telefone (Netzbetreiber Orange) haben im Park kein Netz.

Regen, hier aber ausserhalb des Parks.
Regen, hier aber ausserhalb des Parks.

Diese Leute sind ebenfalls mit einem Führer unterwegs, und der erklärt uns sofort, dass unser Weg in der Regenzeit immer unpassierbar ist. Wir fragen uns natürlich, warum unser Führer das nicht wusste, und uns einen unpassierbaren Weg führt.

Schliesslich fahren die Leute weiter, und von uns schiebt immer einer auf dem Hauptweg Posten, damit die angeforderten Helfer uns finden können. Die anderen warten im Auto, denn der Regen hat wieder eingesetzt.

Nach langem Warten kommt schliesslich ein Toyota Hilux mit fünf Männern und einer Schaufel. Sie sehen sich die Sache an. Wir beschliessen, unseren Geländewagen nach und nach hochzuheben und starke Äste unter die Räder zu packen. Hinter die Räder soll eine Fahrspur aus Zweigen gelegt werden.

Äste werden unter die Räder gepackt.
Äste werden unter die Räder gepackt.

Einige Hilfmittel haben wir an Bord: Das schon erwähnte Buschmesser, ausserdem einen hydraulischen Wagenheber, ein paar Holzklötze, ein Klappspaten und ein zweites Ersatzrad (das erste hängt unerreichbar im Matsch unter dem Wagen). Mit dem Holz wird der Wagenheber im Matsch stabilisiert, und so das Wagenheck nach und nach auf einer Plattform aus Reserverad und Ästen stabilisiert. Dann kommen die dicken Äste unter die Hinterräder. Die Prozedur wird vorn wiederholt. Anschliessend wird die Fahrspur aus Zweigen gelegt.

Als alles bereit ist, wird unser Bergegurt zwischen unserem LandCruiser und den Hilux gehängt. Die schadhafte Stelle am Bergegurt wird durch einen Knoten unschädlich gemacht.

Im Rückwärtsgang, mit Geländeuntersetzung und natürlich mit eingeschaltetem Allradantrieb, unter Zug durch den Hilux und geschoben durch viele helfenden Hände gelangt unser LandCruiser wieder auf festen Boden zurück.

Der Hilux mit den Helfern fährt vor uns her.
Der Hilux mit den Helfern fährt vor uns her.

Die verwendeten Hilfsmittel werden wieder eingesammelt, das Auto gewendet und alle nehmen ihre Plätze ein. Wir sind müde, ausserdem frieren wir, weil wir durch den Regen und das Wasser durchnässt sind. Sechs Stunden haben wir in dem Matschloch zugebracht.

Die Lust, noch Elefanten zu sehen, ist vergangen, ausserdem wollen wir Maroua noch bei Tageslicht erreichen, da eine Fahrt im Dunkeln unnötig gefährlich ist. So folgen wir dem Auto der Helfer bis zum Ausgang des Parks.

Giraffen, ausserhalb des Parks
Giraffen, ausserhalb des Parks

Das erste Stück der Strasse zurück nach Maroua führt an der Parkgrenze längs. So sehen wir noch eine Herde Giraffen, die aus dem Park über die Strasse wechselt, um auf der anderen Seite an den Bäumen zu knabbern.

Nach etwa zwei Stunden Fahrt sind wir wieder zuhause, wo wir unsere Dusche und ein Abendessen geniessen, und dann auch bald Feierabend machen.

Martin Pusch