Einkaufen in Maroua

Ein Teil der Händer auf dem Markt haben ihre Läden in festen Gebäuden.
Ein Teil der Händer auf dem Markt haben ihre Läden in festen Gebäuden.
Hier kann man einen Blick von oben in einige Gassen des Marktes werfen.
Hier kann man einen Blick von oben in einige Gassen des Marktes werfen.
Daneben gibt es aber auch Händler, die ihre Waren auf dem Boden verkaufen, wie wir es vielleicht von Flohmärkten her kennen.
Daneben gibt es aber auch Händler, die ihre Waren auf dem Boden verkaufen, wie wir es vielleicht von Flohmärkten her kennen.
Hier werden Schuhe aus Kunststoff und aus Leder verkauft, in der Reihe dahinter gibt es Kolanüsse und getrocknetes Fleisch.
Hier werden Schuhe aus Kunststoff und aus Leder verkauft, in der Reihe dahinter gibt es Kolanüsse und getrocknetes Fleisch.
Die Schaumstoffmatratzen werden von den Leuten mit bunten Stoffen bezogen und dann verkauft.
Die Schaumstoffmatratzen werden von den Leuten mit bunten Stoffen bezogen und dann verkauft.
Handel mit Stoffen und Reisetaschen.
Handel mit Stoffen und Reisetaschen.
An diesem Tisch werden Uhren repariert und Batterien getauscht.
An diesem Tisch werden Uhren repariert und Batterien getauscht.
In dieser Ladenzeile bekommt man Ersatzteile für Fahrräder, Motorräder und Maschinen.
In dieser Ladenzeile bekommt man Ersatzteile für Fahrräder, Motorräder und Maschinen.
Ob da noch viel Fleisch dran ist? Hufe, gebraucht.
Ob da noch viel Fleisch dran ist? Hufe, gebraucht.
Bei Hochzeiten kennt man keine Wunschlisten, aber bei Töpfen kann man nicht viel falsch machen, oder? Geschenkte Töpfe auf einer Hochzeit.
Bei Hochzeiten kennt man keine Wunschlisten, aber bei Töpfen kann man nicht viel falsch machen, oder? Geschenkte Töpfe auf einer Hochzeit.

Zunächst einmal muß ich mir überlegen, wann ein geeigneter Tag zum Einkaufen ist.

Am Montag ist Markttag in Maroua. Das bedeutet, daß besonders viele Händler von den umliegenden Dörfern in die Stadt kommen. Einige reisen mit Ochsengespannen an. Insgesamt ist der Verkehr an diesem Tag besonders stark.

Die Leute aus den Dörfern bringen traditionelle Waren zum Verkauf mit, wie z.B. Tontöpfe.

Die Leute von Maroua nutzen die Gelegenheit, um ihrerseits Artikel unter’s Volk zu bringen und so ihr Geld zu verdienen. Die Frauen sind besonders aktiv. Zur Hochzeit haben sie Unmengen an Geschirr und Töpfen geschenkt bekommen. Nun tauschen sie diese Dinge wieder in bare Münze. Manch eine hat sich ein Töpfchen Email-Farbe mitgebracht. Damit bessert sie eventuelle Schäden aus.

Auf jeden Fall ist der Montag eine Gelegenheit, viele Leute zu treffen. Mir persönlich ist das Gedrängel zu groß.

Ein anderer besonderer Tag ist der Freitag, der Gebetstag der Moslems. Da sind die Geschäfte nicht ganz so regelmäßig geöffnet wie an anderen Tagen. Also tendiere ich eher dazu, mitten in der Woche einkaufen zu gehen.

Stellt sich die Frage nach der Uhrzeit.

Am besten mache ich mich gleich morgens gegen neun Uhr auf den Weg. Da scheint die Sonne noch nicht so heiß. Von unserem Haus aus überquere ich das Gelände. Ehe ich an das große rote Tor gelange, treffe ich schon mindestens drei Leute. Nachdem ich alle gegrüßt habe und den Mitarbeitern noch Arbeitsanweisungen gegeben habe, begebe ich mich auf den Bürgersteig.

Die Straße vor unserem Grundstück gehört zu den wenigen, an denen tatsächlich an beiden Seiten ein Bürgersteig längs geht. Ein paar Nachbarsfrauen bieten Krapfen oder Bonbons zum Verkauf an. Ich grüße. Wenig weiter sitzt meist ein alter Mann am Straßenrand. Er bearbeitet Stoffe aus der Altkleidersammlung, um sie dann weiter zu verkaufen. Die Wächter vor den Nachbargrundstücken und Geschäften grüßen und fragen, wie es mir geht.

Nach 100 m, hinter der großen Kreuzung, beginnt schon der Markt. Um diese Kreuzung zu überqueren, brauche ich nicht auf die Reste des Zebrastreifens achten, die noch schwach auf dem Asphalt zu sehen sind. Es geht eher nach der Devise, sich mutig und wachsam zwischen unzähligen Motorrädern, Fahrrädern und ein paar Autos auf die andere Seite zu bewegen!

Wenn ich das geschafft habe, befinde ich mich auf dem großen Markt. Der ist jeden Tag geöffnet. Im Prinzip ist er aufgeteilt wie ein großes Kaufhaus unter freiem Himmel. An den vielen Wegen, die den Platz durchqueren, befindet sich eine Ecke, in der es Schreibwaren gibt, während sich woanders die Medizin stapelt. Manche handeln mit farbenfrohen Stoffen, während andere Kleider oder Schuhe verkaufen. Am Weg sitzen zusätzlich noch Händler mit ihrem Kleingewerbe. Die einen können mir die Batterie der Armbanduhr wechseln, die anderen haben ein Folienschweißgerät für Dokumente oder aber sie sind auf das Waschen der Kopfbedeckung der Männer spezialisiert.

Manche Händler sitzen in ihrem Geschäft auf großen Kartons. Das sind die Großhändler.

Viele Kinder schieben mit Tabletts durch die Gegend, auf denen sie Bonbons oder Kekse feil bieten. Dann wieder hält mir jemand einen Schwamm unter die Nase oder Socken: die wollte ich doch bestimmt gerade kaufen?

Sowie ich in einem Geschäft nicht fündig werde, läuft der Händler los und mobilisiert seine Nachbarn. Schließlich ist es Ehrensache, den Kundenwunsch zu erfüllen. Ist der Händler selbst nicht so auf Zack, bekommen die anderen den Wunsch dennoch mit und engagieren sich dann ihrerseits.

Natürlich muß ich den Preis diskutieren. Dazu erkundige ich mich erst mal nach diversen Preisen von verschiedenen Artikeln. Erst mal klar, daß der Preis vom Händler zu hoch angesetzt wird – man kann es ja versuchen. Außerdem läßt sich kein Händler den Spaß am Handeln so einfach nehmen. Nun überlege ich für mich, was ich denn im Endeffekt zu welchem Preis kaufen möchte. Ich nenne ein Drittel des Betrages, den der Händler genannt hat. Der tut also hellauf entsetzt, wie ich seine Ware nur so gering schätze. Nach einigem hin- und her nähern sich unsere Preise. Eventuell kann ich es noch darauf ankommen lassen und mich entscheiden, zu gehen. Meistens kommt dann der Spruch: „Gib das Geld!“ Das bedeutet, daß der Händler meinen zuletzt genannten Preis akzeptiert.

Eine andere Möglichkeit ist, den Preis des Händlers zu akzeptieren, aber um ein „Cadeau“, ein Geschenk zu bitten. Das gesteht man mir fast immer fröhlich zu.

Tätige ich irgendwo einen größeren Einkauf, steht sofort ein Kind bereit und bietet mir stabile Plastiktüten in diversen Größen zum Kauf an. Ich bin aber schon dafür bekannt, daß ich mit meinen Stoffbeuteln einkaufen gehe. Also muß ich das Kind mit den großen Augen abweisen.

Besonders kurzweilig ist die Ecke der Schneider. Die Maschinen rattern munter vor sich hin. Auf dem Boden werden die Stoffe zugeschnitten. Manche Schneider sind darauf spezialisiert, die Kleidung zu ketteln, während andere wahre Kunstwerke an Stickerei vollbringen. Plötzlich ist der Weg versperrt, weil ein Lehrling gerade dabei ist, eine lange Kordel zu zwirbeln.

Die Barbiere warten auf Kundschaft. Andere bieten ambulant Maniküre und Pediküre an. Sie tragen Rasierklinge und andere Utensilien in einem Tuch mit sich herum. Mit der Schere klappern sie vor sich hin. So weiß jeder, welchen Dienst er von dieser Person erwarten kann.

Die Schuhputzer und Tee-Verkäufer preisen in ähnlicher Weise ihre Ware an.

Mir persönlich gefällt die Ecke, in der Gewürze verkauft werden. Das getrocknete Tomatenpulver leuchtet rot, kann aber nicht mit dem noch strahlenderen Rot des Pfeffers konkurieren. Daneben gibt es Knoblauch, Ingwer und Tee im Angebot. Auch das Henna-Pulver darf nicht fehlen.

Gewöhnungsbedürftig ist für uns der Geruch von Trockenfisch. Dieser ist allerdings ein wichtiger Eiweißlieferant.

In der Fleischabteilung entdeckt der Besucher, daß alle Teile eines Tieres vermarktet werden. Ob Filet oder Hufe, ob Keule, Gedärme oder Innereien – die Hausfrauen können alles verwerten.

So ein Marktbesuch ist also sehr bunt und vielfältig. Immer wieder entwickeln sich Gespräche. Ein Besucher, dem ich neulich den Markt zeigte, meinte abschließend: „Du wirst dich in Deutschland beim Einkaufen ganz einsam fühlen!“

Christel Pusch