Feuerwehr in Maroua

Ich war im CTM gewesen, und kam zu Fuß auf unser Gelände zurück. Ich sah Christel, die gerade in ihr Mobiltelefon sprach. Ich bekam mit, dass Christel einen Brand meldete, und eine Wegbeschreibung durchgab. Der Brand sollte in der Nähe der Mädchenschule sein, der Stadtteil heisst Djarengol-Kodek. Dazu muss man an der grossen Moschee vorbeifahren, und noch ein gutes Stück Richtung Bogo. Die Mädchenschule gehört zur UEBC, dem Gemeindebund, mit dem wir hier in Kamerun zusammenarbeiten.

Nachdem Christel aufgelegt hatte, erklärte sie mir, dass die Direktorin der Mädchenschule bei ihr angerufen habe, mit der Bitte, bei der Feuerwehr Meldung zu machen. In ihrer Nachbarschaft würde ein Haus brennen.

Nun ist es in Maroua etwas schwierig, die Feuerwehr telefonisch zu erreichen. Es gibt eine Notrufnummer (18), aber die funktioniert nur von Festnetz-Telefonen aus. Per Mobiltelefon muss man etwas vorwählen, nur was, weiss kaum jemand. Die vollständige Nummer für die Feuerwehr in Maroua lautet dann: 2291018. [Nachtrag: Inzwischen wurden in Kamerun alle Telefonnummern auf acht Stellen erweitert, die vollständige Nummer lautet also jetzt: 22.29.10.18.]

Eine Feuerwehr gibt es in Maroua erst seit knapp einem Jahr. Sie hat schon einige Einsätze gefahren, aber insgesamt ist es der Bevölkerung noch nicht zur Gewohnheit geworden, dort anzurufen, wenn es brennt.

Nun war ja aber alles geregelt, die Feuerwehr war informiert, und wir konnten wieder an unsere Arbeit gehen.

Vielleicht zehn Minuten später hörte ich die Hörner der beiden Feuerwehrfahrzeuge. Zuerst kamen die Töne aus der Richtung der grünen Brücke. Dann fuhren die Fahrzeuge eine Parallelstrasse herunter. Einen Moment später hörte ich das Martinshorn in unserer Strasse.

Ich überlegte mir, dass ihnen von der ganzen Wegbeschreibung vielleicht nur der Name unseres Gemeindebundes UEBC hängen geblieben war. Unser Gelände ist in der Stadt gut bekannt, und so kamen sie vielleicht zu uns.

Ich spurtete zu unserem Tor, wo auch schon der Pickup der Feuerwehr hielt, gefolgt von einem Lastwagen mit Wassertank und Motorpumpe. Der Beifahrer steckte den Kopf aus dem Fenster und rief mir die Frage zu, ob ich ihnen zeigen könne, wo der Brand sei. Ich setzte mich also auf die Rückbank, und schon ging die Fahrt los. Es gab einen Sicherheitsgurt, den ich auch gleich anlegte, und dabei gab ich Instruktionen über die Fahrtstrecke.

Die beiden Männer in dem Pickup erklärten mir während der Fahrt, dass sie zuerst im Stadtteil Djarengol, am Ortseingang von Maroua, gesucht hätten, dort aber keinen Brand hatten finden können. Dort habe man ihnen gesagt, dass es noch einen weiteren Stadtteil diesen Namens geben würde. Christel hatte das zwar alles am Telefon erklärt, aber offensichtlich hatte die Nachrichtenkette nicht funktioniert. Jetzt waren sie überrascht, wie weit wir doch noch fahren mussten, und bekannten, noch nie in diesem Stadtteil gewesen zu sein.

Endlich kamen wir bei der Mädchenschule an, und ich versuchte, eine Rauchsäule auszumachen. Es war nichts zu sehen, aber ein deutlicher Brandgeruch lag in der Luft. Und dann sahen wir ein Haus, an dem eine Holzleiter lehnte, und mehrere Personen mit Schüsseln und Eimern, die Wasser herbeitrugen. Es hatte sich auch schon eine Schar Schaulustiger eingefunden.

Der Pickup wurde gewendet, und an die dem Feuer abgewandte Strassenseite gestellt. Der LKW kam auch herbei, und hielt dicht am Gehöft. Einige Feuerwehrleute öffneten Klappen, und holten Schläuche sowie einen Verteiler heraus. Alles wurde miteinander verbunden, und der Motor der Pumpe gestartet.

Ich ging währenddessen mit dem Kommandanten in das Gehöft. Das Haus sah äußerlich noch intakt aus, aber alle Scheiben waren durch die Hitze zersprungen, und das Dach sowie die Zimmerdecke (in der Regel aus Holz) waren bereits eingestürzt. Die Hauptsicherung, aussen am Haus, war bereits ausgeschaltet.

Noch ist der Schlauch trocken.
Noch ist der Schlauch trocken.

Inzwischen war der Schlauch bereit, und zwei Mann nahmen das Spritzrohr zwischen sich. Das Wasser schoss durch den flachen Schlauch und machte ihn dick und rund. Die beiden Feuerwehrmänner kühlten zunächst die Umgebung des Hauseingangs, und arbeiten sich dann im Haus von Raum zu Raum. Der Brandherd schien in einem der hinteren Räume gelegen zu haben, denn dort waren auch die Mauern über den Fenstern schwarz, während der vordere Teil des Hauses weniger angegriffen zu sein schien.

Ich fragte mich, ob die Bewohner des Hauses wohl Zeit genug hatten, ihre wichtigste Habe zu retten. Im Hof war nicht viel davon zu sehen. Es standen dort eine Nähmaschine und ein Sessel, und neben der Nähmaschine lagen ein paar beschädigte Langspielplatten im Sand. Auf der anderen Hofseite sass eine Gruppe von Leuten, und mittendrin ein alter Mann, der mir von Umstehenden als der Besitzer des Hauses bezeichnet wurde.

Plötzlich waren zwei Gendarmen da, und schickten die Schaulustigen aus dem Gehöft. Dann fingen sie an, den alten Mann nach dem Hergang der Ereignisse zu befragen.

Ich unterhielt mich eine Weile mit dem Kommandanten, während seine beiden Leute weiter im Haus herumspritzten. Ab und zu kam ein Schwall Wasser über die Hauswand nach draussen, was jedoch nicht störte, denn es war ja warm und trocken.

Der Kommandant erzählte mir, dass sie in Paris zu Feuerwehrleuten ausgebildet worden seien. In Maroua bestünden natürlich noch einige Anfangsprobleme. So kam er auch auf die Telefonnummer zu sprechen, meinte aber, dass in Garoua der Notruf schon aus allen Netzen einheitlich zu erreichen sei, und dass dies in Maroua sicher auch bald der Fall sein würde.

Glasscherben und Dachteile, dazwischen die beiden Feuerwehr-Männer.
Glasscherben und Dachteile, dazwischen die beiden Feuerwehr-Männer.

Ein anderes Problem ist, dass es keine Strassennamen und Hausnummern gibt, und, wie man merken konnte, auch die Stadtteile nicht immer eindeutige Namen tragen. Dies macht es mitunter schwer, einen gemeldeten Brand auch tatsächlich rechtzeitig zu erreichen.

Inzwischen war das schwelende Feuer gelöscht, und das Material wurde wieder eingeräumt. Der Kommandant holte einen Block aus seinem Fahrzeug, und trug in ein Formular die wichtigsten Angaben zu dem Einsatz ein.

Als alles eingeräumt war, traten wir die Rückfahrt an. Ich wurde vor unserem Tor abgesetzt, und kam gerade rechtzeitig zum Mittagessen nach Hause.

Die Feuerwehrleute wollten noch an einem Hydranten in der Nähe der grünen Brücke ihren Wassertank wieder auffüllen, und dann zu ihrer Wache zurückfahren.

Martin Pusch